Vipassana: Meine Hardcore-Meditationserfahrung

05.03.2024

Für alle, die das Wort Vipassana googlen müssten: Man hockt 10 Tage lang für je 10 Stunden regungslos auf seinem Hintern, meditiert und denkt an: nichts! Man darf den ganzen Aufenthalt lang nicht reden oder den anderen Teilnehmern in die Augen schauen, man muss um 04 Uhr morgens aufstehen und Handy oder andere Ablenkungen sind nicht erlaubt. Danach bin ich entweder verrückt oder erleuchtet. Das dürft ihr nach meinem Bericht gerne selbst entscheiden. Klingt für mich nach worst holidays ever, aber das war ja auch nicht meine Idee. Natali hat das schon viermal gemacht - und behauptet, ohne diesem Vipassana wäre unsere Beziehung in dieser Form nicht möglich. Nun will ich herausfinden was sie damit meint...

TAG 1

Um 04 Uhr morgens ertönte ein Gong und eine halbe Stunde später saß ich inmitten von 60 verschlafenen Nachwuchsbuddhas. Nach einer halben Stunde übermannte mich die Müdigkeit und es war nur eine Frage der Zeit, in welche Richtung ich gleich kippen werde und einen Dominoeffekt unter den Meditierenden auslöse. Ansonsten war ich an Tag 1 vor allem damit beschäftigt, eine Sitzposition zu finden, bei der ich zumindest eine kurze Zeit lang von üblen Verspannungen und Krämpfen im Gesäß, Rücken oder den Beinen verschont blieb. 

TAG 2

Gestern lernten wir, was es mit Vipassana überhaupt auf sich hat. Es besteht grundsätzlich aus 3 Teilen: 

1.) Der Vermeidung von schlechten Taten. 

2.) Der Ausübung von guten Taten und 

3.) Der Reinigung des Geistes von alten Sankaras. So nennt man den geistigen Sondermüll, der jeden von uns über viele Jahre verfolgt und immer wieder einholt. 

Letzteres gelingt, indem man seine Aufmerksamkeit nach Innen richtet. Vipassana ist keine Religion oder Sekte – es ist die Meditationstechnik mit der Buddha zur Erleuchtung gelangte und die er dann sein restliches Leben lang lehrte. "Erleuchtung" bedeutet übrigens die Befreiung von allen alten Sankaras und somit das höchste Glück auf Erden – von dem ich am zweiten Tag leider noch sehr weit entfernt war. Ich fühlte mich wie jemand, der gerade mal 500 Meter am Stück joggen kann und sich zur Teilnahme am New York-Marathon entschloss. Auch am 2. Tag musste man seine Aufmerksamkeit auf die Atmung durch die Nase und speziell auf den Luftstrom im Bereich der Oberlippe zu konzentrieren – und zwar insgesamt 10 Stunden lang! Während der gesamten 10 Tage durfte man mit den anderen Teilnehmern kein Wort wechseln oder ihnen in die Augen sehen. Essen gab es nur vegan und natürlich waren Handy oder sonstige Ablenkungen nicht erlaubt. Ich hatte schon lustigere Urlaube erlebt, das darfst du mir glauben. 

TAG 3

Inzwischen hatte ich eine knieende Sitzposition gefunden, die es mir ermöglichte, eine Stunde am Stück regungslos zu hocken. 6 strategisch verteilte Kissen sorgten für den nötigen Komfort auf meinem Weg zur Erleuchtung. Von Tag 3 an durfte man sich jeweils eine ganze Stunde lang nicht bewegen und sich auch nicht kratzen, falls es irgendwo fies juckte, zwickte, kitzelte oder kribbelte – und das tat es bei mir ständig und überall am Körper. Trotzdem funktionierten die Meditationen zunehmend besser. Gedanken lassen sich in nur 2 Kategorien einteilen: Entweder beschäftigen sie sich mit Dingen aus der Vergangenheit - oder sie eilen voraus in die Zukunft. Basta. Zu mehr sind sie nicht fähig, diese Quälgeister. Bei Vipassana lernt man sich auf die einzig wahre Dimension zu konzentrieren – auf den gegenwärtigen Augenblick. Und das gelingt am besten mit der Achtsamkeit auf den Atem oder den Empfindungen am gesamten Körper. 

 Das schaffte ich am dritten Tag in den Abendmeditationen bis auf wenige Ausnahmen fast durchgehend. Ich erhob mich euphorisch nach dem Gong, verließ die Meditationshalle … - und draußen im Garten klappte ich von einem Moment auf den anderen zusammen. Ich bekam Schweißausbrüche, fühlte mich fiebrig und so als hätte ich urplötzlich Grippe oder Corona im Endstadium. Die folgende schlaflose Nacht war schrecklich. Ich wusste nicht, ob ich tatsächlich krank war, oder es sich um ein Resultat des Meditationsmarathons handelte. Ich wurde nachts von allen möglichen Dämonen heimgesucht, fühlte mich völlig platt und energielos – und so, als hätte man mir einen Teil des Gehirns rausoperiert. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die restlichen 7 lange Tage überstehen sollte. Wie gerne wollte ich Natalie mein großes Leid klagen – aber nicht mal das war erlaubt...

TAG 4

In der schlaflosen Nacht von Tag 3 auf Tag 4 hatte ich genug Zeit, mir den allerersten Satz zu überlegen, den ich nach 10 Tagen Schweigen zu meiner Frau Natalie sagen würde, liebe Amigos:"Versuche es das nächste Mal bitte mit Gift im Kaffee, wenn du mich umbringen willst, Schatz. Das geht wenigstens schneller…"Doch dann erinnerte ich mich, dass man in der Vipassana Philosophie nur wohlwollende Worte sagen darf und für alle Lebewesen eine tiefe Liebe verspüren soll – sogar meiner eigenen Frau gegenüber, die mich zu dem Meditationsmassaker überredet hatte. So gesundheitlich angeschlagen habe ich mich schon lange nicht gefühlt. Aber das hatte auch seine guten Seiten. Mit gefühlten 50 Grad Fieber war ich hier noch vor dem Frühstück raus.Am nächsten Morgen suchte ich unseren Guru auf und brach mein Schweigegelübde mit folgenden eindringlichen Worten:

 "Ich habe Corona dritten Grades und muss entweder ins Krankenhaus oder ins Krematorium – je nachdem was von hier aus näher liegt!"

Daraufhin eilte eine halberleuchtete Ärztin herbei und maß Fieber, Blutdruck und meine flache Karmakurve. 

 "Dir fehlt nichts, deine Werte sind bestens!", behauptete sie. 

"Aber ich fühle mich als wäre ich schon halb auf dem Weg zur Wiedergeburt – und zwar als Boxsack der Klitschko Brüder."

"Das ist normal. Es zeigt, dass die Meditation wirkt und die ersten Sankaras deinen Körper verlassen."

"Das glaube ich nicht. Ich habe einfach kein Talent für die innere Einkehr. Und jetzt mal ganz unter uns: Buddha konnte nicht schwimmen! Ich aber kann gut schwimmen. Dafür kann er meditieren und ich nicht. Was mich jedoch ihm gegenüber auszeichnet, ist: Ich würde Buddha niemals in den Ganges werfen und ihm befehlen, den Fluss bis zum Ende hinabzuschwimmen!"

Doch davon wollte mein Guru nichts hören. Ich sei sehr wohl in der Lage, tiefe Meditationen auszuführen, ansonsten würde ich diese Symptome nicht verspüren, meinte er. Vielleicht hatte er ja recht, denn mein Geist schweifte weniger ab, ich war mehr bei der Sache und hatte den Eindruck fokussierter auf das Wesentliche zu sein. Und das Wesentliche bei Vipassana lautete: GLEICHGÜLTIGKEIT! 

Am Nachmittag des 4. Tages dehnten wir das Aufmerksamkeitsfeld vom Bereich zwischen den Nasenlöchern und der Oberlippe auf den gesamten Körper aus. Ab sofort galt es, vom Kopf bis zu den Zehen selbst auf die kleinste Empfindung zu achten. Als Empfindung galt alles was man Fühlen kann: Kribbeln, Pochen, Kitzeln, Hitze, Kälte, Lufthauch, Schmerz, Druck, Verspannung, Krämpfe, rollende Schweißperlen, Fliegen, Hustenreiz, etc. Hat man den Körper einmal ganz durch, fängt man wieder von vorne an und das geht solange, bis eine volle Stunde vorüber ist.Manchmal juckte es, dass ich dachte, ich halte es keine Sekunde länger ohne mich zu kratzen aus, aber hier kam die Gleichgültigkeit ins Spiel. Man soll die Empfindung beobachten und gleichgültig abwarten, bis sie vorüber geht – was sie meist auch nach wenigen Sekunden tat. 

Gleichgültigkeit heißt auf österreichisch Wurschtigkeitsgefühl und auf indisch Aniche. Aniche war auch das meistgehörte Wort in den einstündigen begleitenden Seminaren am Ende jedes Tages. Wenn man in jeder Situation des Lebens gleichgültig bleibt, egal ob diese nun gut oder schlecht ist, dann steht man schon mit einem Bein im Rampenlicht der Erleuchtung.Aber warum ist es so schwierig, stets gleich-gültig zu bleiben? Wegen dem Ego! Man erfährt lieber Lob und Anerkennung als Tadel und Ablehnung. Dabei sind beides nur Empfindungen, die vorübergehen wie Jucken auf der Stirn. Sperrt man sein Ego jedoch in den Keller, verspürt man keinerlei Ärger, Hass, Neid oder Aufregung gegenüber den Banalitäten des Alltags. Allerdings lässt sich das Ego nicht so einfach wegsperren und kann selbst durch Schlüssellöcher kriechen, wenn man nicht höllisch aufpasst. Erkenntnis nach Tag 4: Je kleiner das Ego und je größer die Gleichgültigkeit gegenüber allen Dingen, desto stärker die Erleuchtung. Irgendwann war auch dieser Tag vorüber, und ich hegte in einer weiteren schlaflosen Nacht die leise Hoffnung, dass die Zeit hier nicht vertan ist. Das Prinzip der Erleuchtung kapierte ich – jetzt galt es, völlig gleichgültig auf das schwache Licht am Ende meines langen dunklen Tunnels zuzugehen.

TAG 5 - 7

Die letzten 3 Nächte schlief ich nachts kaum und war von meiner Erleuchtung so weit entfernt, wie eine Kerze unter einem Wasserfall – doch seltsame Prozesse setzten sich tief in meinem Inneren in Gang, liebe Amigos. Obwohl eine Vipassana Meditation nur daraus besteht, völlig ruhig zu sitzen und auf Empfindungen im Körper zu achten, war ich schon nach kurzer Zeit durchgeschwitzt. Nach einem verstohlenen Blick auf die trockenen T-Shirts der anderen Buddha-Azubis bemerkte ich, dass nur ich nass war wie ein Wasserbüffel in der Waschanlage. Meine alten Sankaras, der geistige Kompost aus fünf Jahrzehnten, löste sich hoffentlich langsam auf – und das war für meinen Körper offenbar eine schweißtreibende Angelegenheit. In meinem letzten Beitrag habe ich geschildert, wie entscheidend Gleichgültigkeit in der Vipassana Meditation ist. Die Inder nennen das Aniche und mein Aniche wurde beim Frühstück des 6. Tages übelst auf die Probe gestellt. Nach der ersten Morgenmeditation um 04:30, während der ich dreimal einschlief, ging es vom Nirvana zum Frühstücksbuffet (das man sich nicht wie im 5-Sterne-Hotel vorstellen darf). Ich bemerkte zu spät, dass ich einen Löffel für das Müsli vergas. Ich trat zwei Schritte zur Seite, um mir einen zu greifen – und zack: schon drängten drei völlig Unerleuchtete an mir vorbei! Der eine schnappte sich mein letztes schwarzes Brot. Der andere griff zur letzten Banane, die ich in mein Müsli schnipseln wollte und der dritte schaufelte großzügig den letzten Rest Erdbeermarmelade auf sein Brot. Also mal ganz ehrlich - da würde selbst Buddha mit dem Buttermesser Amok laufen, liebe Amigos. Aber nicht so euer aller Lieblingsautor, der sich auf dem Marathon zur Erleuchtung quasi im Zielsprint befand, und deshalb verstand: Das Wörtchen MEIN ist nur eine Illusion und ein Begriff, um sich klarer ausdrücken zu können. In Wirklichkeit kann man NICHTS wirklich besitzen und das ist auch gut so. Bei meiner nächsten Wiedergeburt möchte ich endlich ein schickes Auto haben und nicht meinen alten Toyota mit in die neue Dimension nehmen. Ich versuchte deshalb die drei Vordränger (so wie alle Lebewesen) von ganzen Herzen zu lieben, während ich einen Brei löffelte, der schmeckte als stamme er von der Abteilung für Dämmstoffe im Hornbach. Im zweiten Drittel von Vipassana drehte sich alles um das Wort BEWUSSTSEIN. Nichts geschieht ohne Grund. Dessen muss man sich bewusst sein. Bei allem, was in irgendeiner Form in unser Leben tritt, handelt es sich um Lehren und um Zeichen. Man muss aus diesen Lehren nur lernen und die Zeichen richtig interpretieren – und man muss auf diese Zeichen vertrauen.Unglück, Schmerz, Kummer, Leid, Trauer, aber auch Freude, Glück und überhaupt sämtliche Emotionen, negativ wie positiv – alles ist vorübergehend und vergänglich. Alles kommt und geht, und nichts ist greifbar oder lässt sich auf Dauer festhalten. Versucht man es trotzdem mit Klammern, führt das zu Unglück. Weinst du nachts, weil die Sonne verschwunden ist, siehst du durch deine Tränen den wunderschönen Sternenhimmel nicht. Aniche: Gleichgültigkeit + Bewusstsein = Glück! Eine so einfache Formel – die im Alltag bestimmt schwer anzuwenden sein wird. Nach 100 Stunden Meditation in 10 Tagen (er)leuchtet das ja ein – aber was käme danach? Schon über das erste Unrecht, das mir zurück im Alltag geschieht, liefe ich Gefahr mich zu ärgern. Dieser Ärger, wie auch der Auslöser dafür, gehen bald vorüber, so wie Juckreiz während der Meditationen – aber das nächste Unrecht lässt nicht lange auf sich warten. Das tut es bei niemanden von uns und das ist auch ok, nur … … WIE man darauf reagiert, das ist das Entscheidende! Diese Verantwortung kann uns niemand abnehmen. Keiner kann anstelle von uns auf eine Situation reagieren, die uns betrifft. Das müssen wir allein tun. Und wir haben dafür auch bloß zwei Möglichkeiten: Entweder mit Zorn, Hass und Abneigung – oder aber mit Liebe, Verständnis und Gelassenheit. Dass die Entscheidung für das eine oder andere ganz bei uns liegt, muss uns ständig bewusst sein – und genau das bedeutet das Wort BEWUSSTSEIN, liebe Amigos. Aus diesem Bewusstsein heraus gilt es die richtige Entscheidung zu treffen, und das beinahe in jedem Moment des Lebens. Entscheidet man sich für Ersteres, werden wir selbst mehr darunter leiden als die Person, die uns dieses vermeintliche Unrecht zugefügt hat. Entscheiden wir uns für Liebe und das Verständnis, das jeder nur entsprechend einer anderen Lebenserfahrung agiert, wird diese Liebe auf verschlungenen Pfaden zu uns zurückkommen und uns glücklich machen. Das sind in Stein gemeißelte universelle Gesetze. Diese zu brechen bringt uns zwar nicht ins Gefängnis – aber es werden uns Fesseln in Form von neuen Sankaras angelegt. Und diese halten uns davon ab, im einzig wahren Moment Glück zu empfinden – nämlich im gegenwärtigen Augenblick. Mir blieben noch drei Tage und somit 30 Stunden Meditation, um das zu verinnerlichen – ehe ich mein runderneuertes Bewusstsein in der tagtäglichen Praxis unserer immer feindseliger werdenden Welt anwenden werden kann.

TAG 8 - 10

»Darf ich meine 30° Wäsche bei 40 Grad im Schatten aufhängen?« Diese und ähnlich fundamentale Fragen lagen mir nun schon seit einer Woche auf der Zunge, liebe Amigos. Doch wegen der strikten Schweigepflicht war Fragenstellen genauso verboten wie jammern oder meckern. Und es gab inzwischen sehr viel zu jammern und zu meckern…Alles was von der Aufmerksamkeit auf sein Inneres ablenkte war strikt verboten. Doch die letzten Tage gehen auch noch vorüber, sagte ich mir – und es stand schließlich enorm viel auf dem Spiel: Der Generalputz meines Geistes von allen bösen Geistern! Und solche hatten sich in fünf Jahrzehnten viele in den hintersten Winkeln meines Gehirns eingenistet.Ich stellte mir jeden neuen Schweißtropfen als geistige Schlacke vor, die ich ausschied – und fragte ich mich in der ersten Woche noch »Was mache ich hier bloß??«, lautete die Erkenntnis der letzten Tage: In Buddhas Namen – das funktioniert ja wirklich! Inzwischen schaffte ich es locker anderthalb Stunden regungslos zu sitzen und war völlig bei mir. Selbst in den Pausen flipperten immer weniger Gedanken durch meinen Schädel. Ich genoss die Ruhe und Stille der ländlichen Gegend und war froh über diese Erfahrung.Ein Autor sollte das Handwerk Schreiben beherrschen, aber wohl noch wichtiger ist eine gewisse Lebenserfahrung. Das Handwerk kann man erlernen, doch Kreativität kommt von Lebenserfahrung – und Vipassana stellte sich immer mehr als eine der intensivsten Erfahrungen meines Lebens heraus – vergleichbar mit meinen beiden Atlantiküberquerungen oder den zwei Jakobswegen. Am zehnten Tag durfte man nach den Morgenmeditationen wieder sprechen. Ich ging ins Gemeinschaftsbad und hielt einem Typ hinter mir die Tür auf, der daraufhin sagte: »Thank you!«. Das war 9 Tage lang so undenkbar, dass ich davon regelrecht erschrak. Vor dem Schlafengehen formten sich zwei Gruppen. Ich gesellte mich zuerst zur internationalen Gruppe, in der sich Männer aus einem Dutzend Nationen auf Englisch unterhielten. Ihre Gespräche drehten sich um »what's your job?« und ums Business.Also gesellte ich mich zur spanischen Gruppe, in der lebhaft über Politik und die letzten Wahlen und ihre möglichen Auswirkungen diskutiert und sogar gestritten wurde. Klar war auch das nicht der Austausch, den ich mir nach 9 Tagen Stillschweigen und Meditation wünschte. Deshalb hockte ich mich alleine auf eine Bank und versuchte das Erlebte einzuordnen. War es die 10 Tage wert gewesen? Würde ich es wieder machen? Werde ich jetzt bewusster und gleichgültiger durch meinen Alltag schreiten und dabei Aniche summen?All das wird sich erst in Zukunft zeigen, und meine wunderbare Freundin Yvonne hat es inzwischen auf den Punkt gebracht: »All das Erfahrene und Erlebte wird sich letztendlich in den Alltag integrieren oder damit verwischen. Es wird Dir viel bleiben, vieles wird Dich wieder verlassen.«So ist das wohl mit allen Erfahrungen des Lebens. Mein Schicksal hat in den zehn Tagen, in denen ich mein Handy abgeben musste, nicht meditiert, sondern für eine schlimme Nachricht gesorgt, die ich lieber für mich behalten möchte. Mit meinem ungefestigten Geist vor Vipassana hätte sie mich für längere Zeit aus der Bahn geworfen. Doch selbst das brachte mich kaum aus der Ruhe, und allein dafür bin ich Satya Goenka dankbar, der Buddhas in Vergessenheit geratene Meditationspraktik für all jene aufleben ließ, die sich inneren Frieden und geistiges Wachstum wünschen.