Einen (unvergesslichen) Moment, bitte

01.01.2018

Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr, liebe Amigos. (Das war nur ein Scherz, sorry!) 2017 war mit etwa 25.000 abgesetzten Exemplaren mein bislang erfolgreichstes Jahr als Autor. Das habe ich vor allem meinem bislang persönlichsten Roman "Wie ich vom Weg abkam, um nicht auf der Strecke zu bleiben" zu verdanken - und vielen hier anwesenden Amigos, die ihn gelesen, verschenkt oder verliehen haben. Muchas Gracias! Als Folge dessen ist zwischen mir und vielen unter euch ein spezielles Band entstanden. So habe ich in 2017 jede Menge Nachrichten und Mails erhalten, in denen Leserinnen und Leser, durch meine Offenheit inspiriert, mir ihre manchmal nicht einfache Lebensgeschichte erzählten. Dabei haben sich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten und ein reger Austausch ergeben. Für dieses Vertrauen möchte ich mich herzlichst bedanken - und dafür reicht ein einfaches »frohes neues Jahr« nicht aus. Ich wünsche euch nämlich sehr viel mehr ...

Könnt ihr euch noch an das Sylvester der Jahrtausendwende erinnern? Ich, als wäre es gestern gewesen. Dabei sind inzwischen 18 Jahre vergangen. Damals war ich 30 Jahre alt. Viel ist in der Zwischenzeit geschehen. An welche Momente kann ich mich am besten erinnern? An die Geburt meiner Tochter. Als ich meinen Debütroman Pata Negra zum ersten Mal in einem Buchladen entdeckte. Meine Hochzeit. Die Ankunft in der Karibik nach dreiwöchiger Atlantiküberquerung per Segelschiff. Der Anblick der Kathedrale von Santiago de Compostela nach 800 Kilometern Fußmarsch. Fünf bedeutende Momente ... in 18 Jahren. Klar gab es viele weitere unvergessliche Momente. Schließlich sagt man mir ein abenteuerliches Leben nach. Dennoch ... habe ich davon wirklich genügend erlebt - oder habe ich sträflich oft nur so vor mich hingelebt: zu unbewusst, zu unachtsam, viel zu passiv?

Ich fürchte, ich war oft zu blind, zögerlich, bequem. Es gibt zwar auf Pro Sieben »die 50 größten Momente«, trotzdem bezweifle ich, dass man unvergessliche Momente vor dem Fernseher erlebt. Es benötigt zwar keinen Gipfelsieg auf den Kilimandscharo, aber doch etwas mehr Antrieb als den Griff zur Fernbedienung.

Dabei sind die unvergesslichen Momente es, die unser Leben ausmachen, weil wir uns nur an sie erinnern werden. Würde ich die gefühlt sehr rasch vergangene Zeit seit 2000 zu meinem jetzigen Alter hinzuaddieren kämen 66 Jahre raus. Rentenalter. Für manche bedeutet das den Start ins richtige Leben. Dabei ist Leben etwas das stattfindet, während wir uns Sätze hören sagen, die mit »Eines Tages werde ich...« beginnen.

Das ist es was ich, neben den traditionellen zehn Kilo weniger auf der Waage, für mich als Vorsatz wähle: bewusst, aufmerksam und aktiv im Jetzt zu leben. Dinge in Angriff zu nehmen, die man sich kaum zutraut - und andere einem schon gar nicht; gerne mal vom ausgetrampelten Pfad abzukommen, um eigene Spuren zu hinterlassen; oder etwas zu tun, das normale Menschen für verrückt halten. Ich habe mir für die kommenden Jahre eine Reihe solcher Dinge vorgenommen - nur um eines Tages stolz darauf zurückblicken zu können. Sollte dies besser funktionieren als mit dem Abspecken, werdet ihr natürlich davon erfahren.

Euch, liebe Amigos, wünsche ich viele unvergessliche Momente im neuen Jahr und das übliche: Gesundheit, Glück & Liebe. Den vielen Kolleginnen und Kollegen unter meinen Freunden wünsche ich Inspiration, Motivation, gute Kritiken und viele Leserinnen und Leser eurer Werke. Ich bedanke mich für eure Freundschaft und den tollen Austausch, und wünsche allen ein ganz spezielles Jahr 2018,

Euer Amigo Eduard