Mein Greta-Thunberg-Selbsteignungstest
Zur Feier der Veröffentlichung meines ersten Krimis in spanischer Sprache wollte ich kürzlich ein leckeres Mittagessen zubereiten, und das gleich mit einer Aktion für den Umweltschutz verbinden. Meine Challenge lautete, beim Einkauf null Plastikmüll zu verursachen. Ich ging also mit einer Jutetüte bewaffnet in den Mercadona in Almuñécar, Südspanien. Mir schwebten Bruschetta de Tomate und eine leckere Pasta vor. Zuerst das Brot. Die Baguettes liegen in einem Behälter mit Plastikdeckel. Ich stecke gerade meine Hand hinein, als eine Angestellte heraneilt und mich aufklärt, dass ich meine Hände mit den dafür vorgesehenen Plastikhandschuhen schützen muss.
»Schützen? Vor einem Baguette? Ist das etwa giftig oder was?«, frage ich. »Nein. Aus Hygienegründen!«
Ich erkläre ihr mein verwegenes Vorhaben, nur ein Baguette, nämlich mein Baguette, mit meinen unhygienischen nackten Händen zu berühren und es hinterher persönlich zu verspeisen. Quasi ein geschlossener Bakterien-Kreislauf. Das kapiert sie leider nicht und streckt mir Plastikhandschuhe entgegen, damit ich damit das Brot in eine Plastiktüte stecken kann. Greta würde wochenlang vor der Brotabteilung streiken. Aber wozu gibt es altbackene Bäcker, die es mit dem Virenschutz noch nicht ganz so genau nehmen? Doch erstmal ab in die Gemüseabteilung...
Auch dort gibt es neben jedem Früchtchen Plastikhandschuhe, mit denen man seine Mitmenschen vor Malaria, Cholera und Schlimmeren schützen muss. Ich gucke mich nach dem Supermarkt-Sheriff um. Die Luft ist rein. Schnell greife ich mit meinen verseuchten Händen zu 10 Tomaten. Und nun? Müsste ich sie zusammen in eine Plastiktüte stecken und abwiegen. Oder aber zehn Tomaten einzeln wiegen, die Preisschilder direkt auf die Tomaten kleben, und so auf das Laufband an der Kasse legen. Allerdings bin ich jemand, der an einer Supermarktkasse nicht gerne negativ auffällt und missbilligende Blicke auf sich zieht. Da verzichte ich lieber auf die Antipasti und koche eben etwas mehr Pasta.
Auf dem Weg zu den Nudeln komme ich am Käsekühlregal vorbei und kann dort aus drei verschiedenen Sorten Parmesan wählen. Oder auch nicht. Denn die sind alle in Plastik verpackt. Egal. So spart man Geld und Kalorien, sage ich mir. Bei den Nudeln ist die Auswahl sogar noch größer. Fettucine, Spaghetti N° 6 - 34, Ravioli, Tortellini - alle al dente und schön in Plastik verpackt. Es gibt aber auch welche in blauen Kartons. Den Preisen nach dürften das die Ferraris unter den Nudeln sein. Die haben auch einen italienischen Namen. Barilla. Ich greife zu einer 500-Gramm-Packung und lege sie triumphierend in den Einkaufswagen. Durch ein Fenster kann man sogar die goldgelben Fusili bestaunen. Oha ... ich tippe mit dem Zeigefinger gegen das Guckloch. Ist das etwa aus ...? Verdammt! Konsequent wie ich nun mal bin, stelle ich die Nudeln zurück ins Regal. Greta wäre stolz auf mich.
Ratlos, frustriert und hungrig, wandere ich, der ambitionierte Umweltschützer auf seiner Mission Impossible, durch die Plastikwüste des Supermarkts. Zum Glück wird Wein noch in Flaschen verkauft. Ich bin kurz davor den Pizzanotdienst zu alarmieren, als sich in einem unscheinbaren Gang die Lösung meines Problems präsentiert: Ein Angestellter packt gerade ideale Produkte für mich aus einem Karton und stellt sie ins Regal! Ich tanze vor Freude Flamenco mit dem Typ und lange ordentlich zu...
»Was ist das denn?«, fragt mich Teenager-Tochter-N° 1 zuhause und glotzt mich an, als hätte ich über Nacht ihr Nabelpiercing abmontiert. »Der Geschmack der ersten eigenen Wohnung deines Vaters: Dosenravioli!«, antwortete ich. »Und garantiert plastikfrei!«
Eindeutiger Gewinner meiner gescheiterten Greta-Thunberg-Aktion: Hund Marley! Der bekam so viele Essensreste wie noch nie ab.